Symposium

 

 

16-SymposiumZwischen den Frontlinien und Hinterbühnen der Verkörperung
(Shifting Backstages and Frontlines of Embodiment)

Play-Space-Vortragsreihe kuratiert von Dr. Sacha Kagan


Als Hinterbühnen werden Bereiche unseres Denkens und Handelns bezeichnet, welche der Öffentlichkeit weitestgehend verborgen bleiben, jedoch wesentlichen Einfluss auf unser Verhalten und unsere Kommunikation haben. Oft enthüllt ein Blick hinter die Kulissen (Hinterbühnen) interessante Aspekte in Bezug auf die Motivation, die Mechanismen und die Probleme hinter unserem Handeln und Verhalten im sichtbaren, öffentlichen Auftreten und offenbart die Instrumente und Verbindungen, derer wir uns im Hintergrund bedienen und welch großen Einfluss sie auf unser persönliches und soziales Leben haben.

Fronten sind Bereiche, in denen über umstrittene Themen („Heiße Eisen“ oder Reizthemen) gekämpft oder diskutiert wird. Sie bergen das Risiko, komplexe und differenzierte Zusammenhänge zu vereinfachen, um Gegensätze herauszustellen und einen klaren Standpunkt einzunehmen. Manchmal bewegen sich Hinterbühnen zur Front oder umgekehrt. Manche Bereiche können sogar gleichzeitig Fronten und Hinterbühnen sein und die relativen Positionen von Fronten und Hinterbühnen können sich mehr oder weniger schnell verschieben.

„Verkörperung“ ist die gemeinsame Ebene der meisten Praktiken, die im Xplore-Festival anzutreffen sind (Bodywork, sexpositive Praktiken, BDSM, Queer). Allerdings wird Verkörperung oft ausschließlich aus einem positiven Winkel betrachtet – ohne ausreichende Aufmerksamkeit für die Hinterbühnen, Widersprüche und Vieldeutigkeiten, die sich an einigen Fronten der Verkörperung abspielen. In diesem Jahr wird der ‚Vortrags-Play-Space‘ der Xplore (eine Verbindung des ‚Silent Space‘ und des Reflexions-Raums, der letztes Jahr ‚Xplore Symposium‘ hieß) unsere Aufmerksamkeit auf die „Hinterbühnen und Frontlinien der Verkörperung“ lenken und Teilnehmende einladen, über Verkörperung nachzudenken, ohne sich auf die bequemen Pfade und gefälligsten Gedanken zu beschränken.

Auf der persönlichen Ebene ist das Innere unseres Körpers gleichzeitig Hinterbühne und Front der Verkörperung. Die Xplore-Vortragenden werden die Beziehungen zwischen den inneren Organen und dem inneren Selbst (Marius Presterud) und dem gewaltigen Dialog zwischen Autoimmunerkrankungen und dem eigenen Körper (Nathalie Blanc) erkunden. Auf der sozialen Ebene haben die Praktiken und Gruppen, die von sexpositiven und verwandten Bewegungen geschaffen wurden, eine schattenhaftere und oft weniger reflektierte Beziehung zur gegenwärtigen sozio-ökonomischen Ordnung und den Mechanismen des globalen Kapitalismus in seiner ‚neoliberalen‘ Form (Peter Banki).

Gleichzeitig bewegt sich das Ensemble körperlicher, persönlicher und sozialer Praktiken im BDSM an einer Grenze, die die Verschiebung und das Verschwimmen von Hinterbühnen und Fronten steigert, indem sie das Reale und das Fiktive verschränkt und einen zwiespältigen Zugang zu unseren Fantasien erlaubt (Regine Herbrik). BDSM könnte sich sogar von den Hinterbühnen zu den Fronten unserer Gesellschaft verlagern, weil es einen Scharfsinn trainiert, der es ermöglicht, die herrschende Angst vor Vielschichtigkeit zu durchbrechen, die zu viele manichäische Ethiken erzeugt hat und eine dialektische Illusion der Lösung komplexer Dilemmata (Sacha Kagan).


 

Die Vortragenden:

Marius
Nathalie

Peter

Regine

Sacha
 Marius Presterud  Dr. Nathalie Blanc  Dr. Peter Banki  Prof. Dr. Regine Herbrik  Dr. Sacha Kagan
Perlentauchen:
Somästhetik und Kunst
Gewaltig krank sein
Being violently ill
The Sex-Positive Movement in the Context of Neo-Liberalism Die Realisierung des Imaginären und die Irrealisierung des Realen im BDSM als spielender Fiktion BDSM Sagacity:
embodying complexity
         
täglich 18:00h - Englisch täglich 16:00h - Englisch Fr.+Sa. 20:00h - Englisch täglich 13:00h - Deutsch täglich 11:00h - Englisch

 

Photo (nicht die Portraits): ©2016 Julia Tham